Songpoet und Geschichtenerzähler Tino Eisbrenner inszeniert mit Lyrik und Novellen seinen eigenen Abend mit und rund um den großen Dichter, in einer Zeit, da russophober Irrsinn sich sogar an Alexander Puschkin vergreift. Wo man glaubt, dass das Niederreißen von Puschkin-Denkmälern helfen könnte, Russlands Ansehen zu zerstören, lässt Eisbrenner Puschkin für sich selbst sprechen, liest seine außergewöhnlichen Novellen, spricht seine poetischen Gedichte und macht einige von ihnen zu Liedern – um den Abend dann mit eigenem Eisbrenner-Material abzurunden. Dabei wird er begleitet und getragen vom Großmeister der deutschen Akkordeonisten Tobias Morgenstern, der mal in Musette-, mal in Tangomanier über die Tasten fliegt, groovt, schwebt und tiriliert – ganz wie es die Stimmung der Lyrik verheißt.
Tino Eisbrenner:
Ihr hättet Recht mit der Frage, was PUSCHKIN denn für die politische Situation von heute könne, wenn Ihr sie vor einem Jahr oder vor 10 Jahren gestellt hättet – was Ihr bestimmt sogar habt. Aber inzwischen und heute h a t PUSCHKIN etwas mit der politischen Situation zu tun, weil man ausgerechnet i h n und nicht n u r ihn, als Symbol russischer Kultur missbraucht, um diese aus den Köpfen der Menschen zu tilgen. Dieser Prozess begann allerdings schleichend schon vor 25 -30 Jahren und im Westen wesentlich früher, indem man Puschkin und Co öffentlich verbrannte und auch später nicht wieder in die Bildungsstrukturen (wie z. B. Lehrpläne) einziehen ließ. Ein gut gebildeter „Wessi“ hat in der Schule nie Puschkin zu lesen bekommen oder Gorki und von Scholochow oder Aitmatow nie gehört… Heute reißt man in Ländern, die von uns vorbehaltlos politisch und militärisch hofiert werden (und ich rede hier nicht nur von der UKR) Puschkin-Denkmäler nieder, verbrennt wieder ganze russischsprachige Bibliotheken und entfernt die Namen russischer Künstler von Straßenschildern, Theatern und Schulen – womit wir auch wieder in Deutschland wären. Gerade befinde ich mich in Dresden, wo sie die Puschkin-Schule schon vor knapp 10 Jahren umbenannt haben mit der scheinheiligen Begründung „die Schüler wüssten ja nicht, wer Puschkin sei“! Und dagegen kann eine SCHULE ja nichts machen?! Doch, aber dann müsste sie etwas über den russischen Nationaldichter lehren…
Und DARUM hat PUSCHKIN eben inzwischen d o c h etwas mit der politischen Situation zu tun. Denn Jeder, der ihn in Deutschland zu Wort kommen lässt, ist Teil eines Widerstandes, einer Resistance. Und es geht um nicht weniger, als die Verteidigung von Wissen, die Verteidigung von Weltkultur, die Verteidigung der Poesie des Lebens! Puschkin spricht dabei für sich selbst – man muss ihn nur lassen.